Zeit zu handeln!
Mit jedem Quadratmeter der naturnah gestaltet wird, finden heimische Insekten und andere Tiere Lebensraum, Nahrung und Schutz. So entstehen sogenannte „Trittsteinbiotope“, die in Summe einen großen, vernetzten Lebensraum schaffen. Kein Balkon und kein Garten ist zu klein, jedes Fleckchen zählt.
Die Infoseite Biodiversität in meinem Garten entstand in Zusammenhang mit dem Projekt Klima- und ressourcenstarke Region Steirischer Zentralraum aus dem das Teilprojekt Unser Boden – Unser Leben, eine Initiative für Bodenschutz, Humusaufbau und Biodiversität, hervorgeht. 2022 legen Gemeinden und Landwirt:innen im Rahmen der Initiative mehrjährige Blühflächen in der Region an. Schaffen auch Sie bei sich zuhause einen Trittstein in unserem regionalen Netzwerk!
Mut zur Unordnung
Ein perfekter Golfrasen ist der Stolz vieler Gartenbesitzer:innen. Geschotterte Zierbeete dienen oft als pflegeleichte Ergänzung. Aus Sicht des Naturschutzes bilden sie gemeinsam jedoch eine eintönige Wüste, in der relativ wenig lebt. Ein Blick in die Natur zeigt mögliche Alternativen auf:
Totes Holz
Totholz ist ein wichtiger Lebensraum, ganz entgegen seinem Namen. 1500 Pilzarten, 1400 Käferarten, 500 Fliegen- und Mückenarten sowie Wildbienen, Moose und Flechten finden im und am Totholz ihr zuhause.
Im Garten können z.B. dekorative Baumstümpfe aufgestellt oder Sitzgelegenheiten aus Stämmen gezimmert werden. Die Rinde sollte dabei auf den Stämmen belassen werden. Wichtig: Imprägniertes Holz ist als lebendiges Totholz ungeeignet!
Trockenmauern
Felswände und Steinhaufen dienen in der Natur als Sonnenplatz für Insekten und Reptilien während im unteren, kühleren Bereich Amphibien wie die Erdkröte ein Zuhause finden. Diese Habitate können im Garten durch Trockenmauern (Steinmauern ohne Mörtel) nachempfunden werden. Diese lassen sich wunderbar zur Eingrenzung von Blumen- oder Kräuterbeeten, zur optischen Teilung von Gartenbereichen oder als nützliche Elemente (Sitzbank) einsetzen. Natursteine sind eine gute Möglichkeit, kostengünstiger und optisch ebenso ansprechend jedoch sind „Recycling Mauern“ aus alten Lehm-, Hohl- und Betonziegeln.
Wilde Ecken
Das ungebremste Wachstum der Natur kann auch im Garten nachempfunden werden: Heckenschere, Rasenmäher und Trimmer sowie alle übrigen Gartengeräte können aus Teilbereichen des Gartens verbannt werden, um der Natur freie Hand zu lassen. Gut geeignet sind sämtliche Randbereiche und Übergänge, z.B. ein Stück Wiese um ein Gebüsch oder an der Hecke. Auch wenig genutzte Ecken im Garten lassen sich gut dafür verwenden.
TIPP: Möchten sie ein verwildertes Bild ihres Gartens vermeiden, kann der natürliche Fleck mit einem kleinen Holzzaun eingefasst werden. So fügt er sich als optisch ansprechendes Element ins Gesamtbild ein.
Bunte Hecken
Gemischte Hecken aus heimischen Gehölzen bieten ein reiches Pollen- und Nektarangebot für Insekten, aber auch Nahrung, Unterschlupf und Nistplätze für Vögel und andere Tiere.
Auch als Einzelpflanzungen auf Freiflächen im Garten leisten diese Gehölze einen wichtigen Beitrag. Dirndl, Hartriegel, Schlehe oder Haselnuss können zusätzlich beerntet werden, und liefern wertvolle Vitamine aus dem eigenen Garten.
Kirschlorbeer, Thuja und Co. verbannen
Tier- und Pflanzenwelt haben sich in Österreich über lange Zeit miteinander entwickelt und sind aufeinander angewiesen. Verschwinden heimische Gehölze zugunsten von vermehrt gepflanzten Hecken aus Kirschlorbeer, Thuja und Co. aus den Gärten, ist das ein herber Rückschlag für Wildbienen und Schmetterlinge, sowie unsere Vögel. Haselnuss, Kornellkirsche, Schlehe, Felsenbirne, Wolliger Schneeball, Apfel- und Weinrose sowie Pfaffenhütchen sind einige Beispiele für nützliche Gehölze. Weitere Auskünfte und Beratung erhalten Sie in den Steirischen Gärtnereien und Baumschulen.
Blumenwiese anlegen
Blumenwiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in unseren Breiten. Bis zu 500 Pflanzenarten und 3500 Tierarten finden dort ihr Auskommen. Am auffälligsten für uns Menschen ist natürlich der Blütenhorizont der Blühwiese, in dem sich Hummeln, (Wild-)Bienen, Schmetterlinge, Heuschrecken u.v.m. tummeln. Wird eine Samenbildung zugelassen, werden Blumenwiesen gerne von Grünfink, Distelfink oder Goldammer besucht.
Unter den Blüten tut sich eine weitere Welt auf: In der Kraut- und Grasschicht leben Raupen, Wanzen, Rüsselkäfer, Spinnen, Schwebfliegenlarven, Blattkäfer und Schlupfwespen in großer Vielfalt. Am Boden in der Streuschicht leben vor allem die Zersetzer wie Asseln, Milben, Laufkäfer und Ameisen, aber auch Amphibien und Reptilien sind dort zu finden.
Eine Blumenwiese im eigenen Garten anzulegen ist nicht schwer und zahlt sich auch bei kleinen Flächen aus. Lediglich Geduld ist gefragt, da eine stabile Blumenwiese Zeit zur Entwicklung braucht. Dafür wird sie bei minimaler Pflege von Jahr zu Jahr schöner.
Weiterführende Infos
Unterstützt aus Mitteln des Steiermärkischen Landes- und Regionalentwicklungsgesetzes (StLREG 2018).